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Projektgruppenordnung

Fachbereich Informatik
Universität Oldenburg
1. Juni 1988

Projektgruppenpapier

(Verabschiedet von der Studienkommission Informatik am 1.6.88.)

Definition von Projektgruppen

Projektgruppen sollen die Besonderheiten eines Fortgeschrittenenpraktikums, eines Seminars und einer Studienarbeit vereinen und zugleich berufstypische Arbeitsweisen im Studium vermitteln.

Eine Projektgruppe besteht aus 8 bis 12 Studierenden, die ein Jahr lang ein umfangreiches Problem bearbeiten. Insgesamt wird diese Lehrveranstaltung mit 15 Semesterwochenstunden angesetzt.

Die Themen für Projektgruppen können sowohl nur aus der Informatik als auch aus An-wendungsgebieten stammen. Es ist möglich (und auch sinnvoll), daß sich an einer Projektgruppe Wissenschaftler anderer Fachbereiche beteiligen.

Eine Projektgruppe sollte durch eine Stammvorlesung und/oder eine Spezialvorlesung vorbereitet werden. In der Regel werden aus einer Projektgruppe mehrere Diplomarbeiten hervorgehen.

Erläuterungen zum Zweck von Projektgruppen

Zu vermittelnde berufstypische Arbeitsweisen sind:
  • Arbeiten im Team (insbesondere: Präzisierung und Definition von Schnittstellen, Aufgabenverteilung, Zuständigkeiten und Verläßlichkeiten in einer Gruppe),
  • umfassendere Betrachtungsweisen bei der Software-Entwicklung (Kennenlernen des gesamten Software-Lebenszyklusses, Verwendung unterschiedlicher Spezifikationssprachen, Ist- und Soll-Analysen, Kosten-Nutzen-Analysen, Einsatz- und Auswirkungsproblematik, Standard- und kundenspezifische Software),
  • Einsatz von Werkzeugen (Sichtung vorhandener Software, Planung und Auswahl von Sprachen, Nutzung von Software-Entwicklungswerkzeugen, maschinenabhängige und maschinenunabhängige Konzepte),
  • konkrete Erstellung von Software unter gleichzeitiger Anfertigung einer Dokumentation und weiterer Materialien (Handbücher, Konfigurierungen, Wartungsanweisungen usw.),
  • Arbeitsstil und persönliche Befähigungen (Organisation umfangreicher Projekte, Präsentation von Resultaten und Teilnahme an Diskussionen, Sitzungen mit präziser Protokollierung, Planungs- und Konfliktmanagement, Einarbeitung und Beschaffung von Literatur, Einblick in arbeitspsychologische Phänomene).

Hinweise für Veranstalter und Studierende

Entsprechend dieser Ziele sollte eine Projektgruppe nach folgendem Schema geplant werden und ablaufen:

1. Vorgaben durch die Veranstalter:

  • Grobziele der Projektgruppe mit Themenstellung und Zielsetzungen
  • Zeitplanung über 2 Semester
  • Literaturangaben und Vorträge für die 1. Seminarphase
  • Vorschläge für Selbstverwaltungsaufgaben
  • Teilnahmevoraussetzungen
  • präzise Kriterien für die Erlangung des Projektgruppenscheins
  • benötigte Ressourcen des Fachbereichs und Entwicklungsumgebungen

2. Minimalergebnisse:

Von jedem Teilnehmer wird die aktive Mitarbeit an den Projektgruppensitzungen, die Vorbereitung und Abhaltung eines oder zweier Seminarvorträge, die Erfüllung von bestimmten Verwaltungs-aufgaben innerhalb der Projektgruppe, die Mitarbeit an einem Zwischen- und einem Endbericht und die Erfüllung der übertragenen Programmieraufgaben erwartet. Frühzeitige Aussprachen über man-gelnde Mitarbeit oder Desinteresse bei Beteiligten gehören zum Konfliktmanagement und sollten keinesfalls verdrängt werden.

Von besonderer Bedeutung ist die kontinuierliche Erarbeitung einer Do-kumentation, an der alle Teilnehmer in gleichem Maße mitwirken müssen. Dabei geht es nicht nur um ein zu erstellendes Handbuch, sondern auch um die systematische Darstellung z.B. folgender Bereiche:

  • Problemstellung, Literatur, Überblick
  • Ist-Analyse und Soll-Konzept
  • Anforderungen, Spezifizierungen, Benutzungsschnittstellen
  • Empirische und formale Evaluation
  • Modulbeschreibungen und Implementierung
  • Integration und Tests
  • Wartung, Fehlerfälle, Portierungsmöglichkeiten, Rechnerspezifisches
  • Erweiterungen, Ausblick

3. Zeitplanungsschema (Beispiel):

  • Vorlesungsfreie Zeit vor der Projektgruppe:
    • Vorbereitung der Vorträge der 1. Seminarphase
    • Einarbeitung in die Entwicklungsumgebungen
  • Erstes Semester:
    • Seminarphase (ca. 4 Wochen)
    • Planungs- und Entwurfsphase (ca. 4 Wochen)
    • Spezifikationen, Aufgabenverteilung, Probeimplementierungen (ca. 4 Wochen)
  • Vorlesungsfreie Zeit:
    • Beginn der Implementierungsphase
  • Zweites Semester:
    • Weiterführung der Implementierungsphase
    • Integrationsphase und Tests (ca. 4 Wochen)
    • Parallel hierzu einzelne kurze Spezialvorträge (2. Seminarphase)
    • Erprobung, Handbuch, Dokumentation
  • Vorlesungsfreie Zeit nach der Projektgruppe:
    • Präsentation der Projektgruppenergebnisse im Fachbereich Informatik.

Besuche bei anderen Fachbereichen und/oder Anwendern sollten eingeplant werden; empfehlenswert ist eine Exkursion zu Firmen/Institutionen, die sich mit ähnlichen Fragen wie die Projektgruppe beschäftigen.

4. Selbstverwaltungsangaben in der Projektgruppe:

Erfahrungsgemäß fallen folgende "Ämter" an:

  • Meilensteinüberwachung / Projektplaner
  • Schnittstellenüberwachung und -präzisierung
  • Tester
  • Archivar
  • Bibliothekar und Literaturbeschaffung
  • Experten für spezielle Programmiersprachen
  • Experten für spezielle Rechnersysteme
  • Experten für spezielle Softwaresysteme
  • Kümmerer und Haushaltsüberwacher

Hinweis:

Projektgruppen sind von den Gremien des Fachbereichs Informatik zu genehmigen. Hierzu ist zunächst das Thema und die Ankündigung (einschl. der unter 1 bis 3 genannten Punkte) im vorangehenden Semester der Studienkommission zur Bestätigung vorzulegen. Da eine Projektgruppe ein Seminar, ein Fortgeschrittenenpraktikum und eine Studienarbeit ersetzt, muß der Diplom-Prüfungs-ausschuß die Äquivalenz der Projektgruppe mit diesen Studienleistungen genehmigen. Anschließend kann die Projektgruppe ausgeschrieben werden. Eine Projektgruppe soll nicht begonnen werden, wenn weniger als 8 Studierende an ihr teilnehmen.